Fetisch: Geheime Lust oder ein Problem?

Fetisch: Geheime Lust oder ein Problem?
Beim Wort „Fetisch“ denken vielleicht viele zuerst an „50 Shades of Grey“. Das Buch wurde zwar zum Bestseller, aber unter Fachleuten und tatsächlichen Kennern der Fetisch-Szene wurde die absolut falsche Darstellung des BDSM-Fetisch kritisiert. So stellt sich also weiterhin die Frage: Was genau ist ein Fetisch?

Was ist eigentlich ein Fetisch?

Wer einen Fetisch hat, fühlt sich zumeist zu unbelebten oder außergewöhnlichen Gegenständen, Dingen oder Situationen sexuell angezogen. Wichtig ist: Einen Fetisch zu haben bedeutet nicht, dass man krank oder gar pervers ist. Fetische sind sexuelle Präferenzen, die – bei gleicher Vorliebe – allen Partnern Spaß und Befriedigung bringen.

Die Ausprägung, wie stark also ein Fetisch ist, ist so individuell, wie auch die Fetische selbst. Manchem reicht nur der Gedanke an das Objekt der Begierde, andere wollen ihren Fetisch aktiv mit allerlei Accessoires und Requisiten ausleben. Klassisch drehen sich Fetische um Gegenstände, doch heute zählen auch Vorlieben für Rollenspiele beispielsweise in diese Kategorie. Außerdem gibt es auch Fetische, bei denen es nicht um Sexualität und Orgasmen geht.

„Erlaubt ist, was Spaß macht“ ist die Devise. Aber – wie bei jeder Form der Sexualität – nur, solange alle Beteiligten einverstanden und vor allem auch in der Lage sind, dies auszudrücken. Gerade bei Bondage und SM-Fetischen ist das besonders wichtig, aber dazu später mehr.

Wichtig zu betonen ist, dass auch bei einem:r Fetischisten:in die sexuelle Ansprechbarkeit in den meisten Fällen nicht nur auf den Fetisch begrenzt ist. Oder einfach gesprochen: Wer einen Fetisch hat, wird durch diesen – aber nicht ausschließlich – erregt. Ein Fetisch ist ein wenig wie eine außergewöhnliche Lieblingsmahlzeit. Selbst das leckerste Essen wollen wir nicht jeden Tag auf dem Teller haben. Diese besonderen Formen der sexuellen Ansprechbarkeit werden auch als Paraphilie bezeichnet.

Wie entsteht ein Fetisch?

Im Gegensatz zu sexuellen Präferenzen wie der Homosexualität sind Fetische nicht angeboren. Vielmehr gehen Fetische oft auf eine Kombination aus frühkindlicher Prägung und ersten sexuellen Erfahrungen zurück.

Ein einfaches Beispiel, wie ein Handfetisch entstehen kann (aber keineswegs muss!): Die liebste Kindergärtnerin hat immer besonders viel mit ihren Händen gestikuliert, immer hübsch gemachte Nägel gehabt und viel Zuneigung mit diesen Händen verteilt. Und wenn dann auch noch die/ der erste Partnerin vielleicht ein oder mehrere dieser Merkmale aufweist, kann sich so ein Fetisch entwickeln.

Wir können nicht genug betonen, dass Fetische an sich nichts Verwerfliches sind – solange alle Beteiligten dem zustimmen. Wenn du dich also zu bestimmten Kleidungsstücken, Situationen oder Gegenständen hingezogen fühlst, ist das nichts Krankes.

Welche sexuellen Fetische gibt es?

„Jedem Tierchen sein Pläsierchen“ möchten wir fast sagen – denn Fetische sind so vielfältig wie die Farben des Regenbogens. Wie sie ausgelebt werden, ist jedem selbst überlassen, aber wir wollen hier ein paar der am weitesten verbreiteten kurz beschreiben.

Welche sexuellen Fetische gibt es?

Rollenspiele

Bei einem Fetisch für Rollenspiele ist das Kernelement die eigene Fantasie. Vielleicht willst du in deiner Sexualität kurz der Realität entfliehen oder vielleicht hast du auch einfach nur Spaß, gesellschaftliche Stereotypen einzubauen. Klassiker im Bereich Rollenspiel sind Schulmädchen, Lehrer:innen oder Polizist:innen als Alter Egos. Beim Rollenspiel gibt es (fast) keine Grenzen bei dem, was geht. Du wärst gern ein verruchter Vampir? Kein Problem. Du wolltest schon immer mal die Szene aus deinem Lieblingsfilm nachstellen? Nur zu. Wichtig ist, dass ihr euch absprecht, das Szenario genau festlegt und euch durch nichts ablenken lasst. Nichts zerstört die Illusion so sehr, wie wenn jemand „aus der Rolle“ fällt. Habt ihr das besprochen – und auch, wo eure Grenzen liegen – steht dem fantasievollen Vergnügen nichts im Wege.

Bondage (Fesseln)

Der Bondage-Fetisch wird oft mit Sado/Maso gleichgesetzt. Obwohl diese Fetische bei vielen Anhängern Hand in Hand gehen, sind sie doch ganz anders. Denn beim Bondage geht es nicht darum, dem/ der Partner:in Schmerzen zuzufügen. Zu Beschränken, zu Fesseln und den/ die Andere:n in der Bewegungsfreiheit einzuschränken – das ist Bondage. Oft werden dazu verschiedenste Hilfsmittel benutzt. Von Seilen, Handschellen, Spreizstangen, Manschetten, Ketten – die Vielfalt ist endlos.

Beim Shibari – dem japanischen Bondage – werden mit Seil und Seidenband kunstvolle Formen geschaffen und die Partner in elaborierten Variationen fixiert. Hierzu braucht es nicht nur Übung, sondern auch Geduld.

Wichtig beim Bondage ist die Sicherheit des Bunnys oder Rope Bottoms(dem passiven Part). Während Bunnies oft allein aus der Fesselung und der darin liegenden Ästhetik sexuelle Genugtuung gewinnen, sind Rope Bottoms zumeist devot und submissiv. Viele Bunnies empfinden Gefesselt werden auch als meditativ und entspannend.

Den aktiven Part beim Bondage nennt man Rigger oder Rope Top. Wie bei allen Fetischen mit ungleicher „Machtverteilung“ ist es immer der untergeordnete Part – in diesem Falle als Bunny oder Rope Bottom – welcher entscheidet, wann Schluss ist. Eine Sicherheitsschere ist unerlässlicher Teil der Ausrüstung.

SM (sexueller Sadomasochismus)

Die zweite Fetisch-Art, die durch „50 Shades of Grey“ vollkommen falsch in der Popkultur dargestellt wurde. In dieser Spielart geht es darum, dass Menschen Lust dadurch empfinden, dass sie Schmerzen oder Demütigungen (manchmal auch Angst) zufügen oder erleben. Bis 2013 galt dieser Fetisch laut des “Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders” gar noch als sexuelle Störung. Heute wissen wir, dass es – solange alle Beteiligten ohne Zwang einwilligen und innerhalb ihrer eigenen Grenzen operieren – vollkommen okay ist, Schmerz und Lust zusammenzubringen.

Die Spielarten beim SM sind vielfältig. Schläge, Kniffe, Würgen – all das kann Teil des Spiels sein. Der/ Die Dom:me fügt seinem/ihrem Sub Schmerzen zu – zum gemeinsamen Lustgewinn. Ob dies während des Sex, quasi als Sahnehäubchen – passiert oder den Sex gar ganz ersetzt, hängt von den Paaren ab. Wie bei vielen anderen Spielarten auch, ist es wichtig, im Vorfeld zu besprechen, was ihr wollt. Wenn ihr neue Dinge ausprobiert, seid immer besonders vorsichtig, denn bei dieser Spielart kann es zu Verletzungen kommen.
Wie auch beim Bondage ist es immer der untergeordnete Part, der bestimmt, wo die Grenzen sind. Beide Spielarten funktionieren nur, wenn sich die Partner vertrauen – und die gemeinsam gesetzten Regeln einhalten.

Obwohl es bei SM teils wirklich rau zugehen kann, geschieht nichts, was der/ die Sub nicht geht. Wie bei allen Fetischen ist Kommunikation im Vorfeld extrem wichtig. Nur dann ist der schmerzvolle Spaß auch sicher.

Lederfetisch

Einer der am weitesten verbreiteten Fetische. Wohl auch, weil viele, die ihn haben, sich dessen nicht einmal bewusst sind. Leder übt eine ganz eigene Faszination aus. Der Geruch, das Gefühl auf der Haut und auch, was wir damit assoziieren. Obwohl der Lederfetisch vor allem in der Schwulenszene eine eigene und ausgesprochen lebendige Subkultur hat, haben Menschen aller sexuellen Ausrichtungen ein Faible für diesen ganz besonderen Stoff.

Mit Leder wird Rauheit, Männlichkeit, aber auch Lust und Verruchtheit in Verbindung gebracht. Kein Wunder, dass auch heterosexuelle Paare auf Kleidung und Accessoires aus Leder stehen. Die Auswahl ist dabei fast grenzenlos. Von Unterwäsche über Gerten für die SM-Richtung ist wirklich alles erhältlich.

Viele Menschen mit einem Lederfetisch tragen nicht nur selbst gern Leder (auch im Alltag), sondern sehen auch ihre:n Partner:in gern darin.

Fußfetisch

Der Fetisch für Füße ist heute gesellschaftlich akzeptiert wie kaum eine andere Paraphilie. Zum einen, weil er bereits seit langer Zeit bekannt ist – Ludwig I. soll den hübschen Füßen einer Tänzerin verfallen gewesen sein, von denen er im 19. Jahrhundert sogar eine Marmorskulptur anfertigen ließ. Zum anderen begegnet uns dieser Fetisch relativ häufig auch in der Popkultur. Denken wir nur an Kult-Regisseur Quentin Tarantino, der nicht nur keinen Hehl um seine Vorliebe macht, sondern diese auch in Filmen immer wieder teils übergroß darstellt.

Woher diese Vorliebe kommt, ist heute nicht abschließend geklärt. Neben der (auch oben genannten) allgemeinen möglichen Herkunft kommt beim Fußfetisch aber noch ein interessanter Aspekt hinzu. Der indische Neurologe Vilayanur S. Ramachandran fand heraus, dass die Gehirnareale der Genitalien und der Zehen und Füße unmittelbar nebeneinander liegen. So kann es leicht zu Reizüberschneidungen kommen. Außerdem deuten kleine Frauenfüße auf einen hohen Östrogenspiegel und damit erhöhter Fruchtbarkeit hin. Deswegen ist es auch nicht verwunderlich, dass dieser Fetisch fast ausschließlich bei Männern vorkommt.

Wie dieser Fetisch sich tatsächlich zeigt, kann ganz unterschiedlich sein. Einige versetzt schon der Anblick zarter Frauenzehen in Ekstase, andere bauen das Lutschen oder Liebkosen der Füße ihrer Liebsten aktiv ins Liebesspiel ein und wieder andere wollen gar mit Füßen bei einem sogenannten Footjob (oder nur mit den Zehen bei einem Toejob) befriedigt werden. Auch das Trampling, also das über den Partner Laufen oder sich auf ihn Stellen ist Teil dieses Fetisch.

Handfetisch

Weit weniger verbreitet, aber ebenfalls existent ist die sexuelle Erregbarkeit durch Hände. Wenn du jetzt aber denkst, klar, Hände sind doch eh super wichtig beim Liebesspiel – nein, darum geht es nicht beim Handfetisch. Vielmehr fokussiert sich dieser Fetisch oft auf eine bestimmte Partie der Hand, die Finger, den Handrücken oder die Nägel und Menschen mit diesem Fetisch werden oft durch Handlungen der Hände sexuell angesprochen, die man sonst nicht als besonders sexy einstufen würde. Klassische Beispiele sind Geschirrspülen, die Nägel lackieren und selbst das Nägelkauen kann für Einige sexy sein. Dieser Fetisch gilt als der seltenste.

Schuhfetisch (getragene oder auch neue Schuhe)

Beim Schuhfetisch gibt es zwei Ausprägungen. Einerseits die Vorliebe für getragene Schuhe, andererseits für bereits getragene Exemplare. Doch wie auch beim Fußfetisch kommt der Schuhfetisch vor allem bei Männern vor. Dabei gibt es keinen „der“ Fetischschuh, vielmehr können Menschen mit dieser Prägung von Highheels bis Gummistiefeln alles anziehend finden. Am häufigsten verbreitet sind tatsächlich hochhackige Damenschuhe als Fetischobjekt. Wichtig ist, dass hierbei nicht die den Schuh tragende Dame im Zentrum der Lust steht, sondern ihre Schuhe. Menschen mit diesem Fetisch möchten Schuhe berühren, streicheln, aber auch daran riechen, wobei letzteres vor allem bei dem Fetisch für gebrauchte Schuhe vorkommt.

Dieser Fetisch lässt sich oft relativ leicht ins Liebesspiel einbauen. Denn ein paar sexy High Heels im Bett sind sicher nichts, was die meisten Frauen per se ablehnen würden. Etwas schwieriger wird es vielleicht, wenn der Partner auf getragene Schuhe steht. Wie bei jedem Fetisch gilt: Du musst dich für nichts schämen und solange du offen kommunizierst und deine:n Partner:in zu nichts zwingst, ist alles vollkommen okay. Solange ihr beide daran Spaß habt!

Nylon-/Strumpffetisch

Fetische, die mit Kleidungsstücken zusammenhängen, sind sehr zahlreich. Der Nylon- oder Strumpffetisch ist nur einer von ihnen und in seiner Ausprägung ebenso vielseitig wie seine Anhänger. Manchmal bezieht sich der Fetisch ausschließlich auf klassische Nylon-Strumpfhosen, manchmal auf Netzstrümpfe, wieder andere Menschen kommen beim Anblick von hautfarbenen Strümpfen in Stimmung, während wieder andere Muster und Designs bevorzugen.

Beim Nylon-Fetisch gibt es Menschen, die das Material gern auf dem eigenen Körper spüren wollen, aber auch der Geruch des Stoffs ist für sie oft ebenso wichtig. Manchmal möchten Nylon-Fetischisten diesen Stoff gar im Mund spüren und schmecken.

Bei diesem speziellen Fetisch ist es oft auch das Spielen mit Geschlechterrollenbildern, die zum Reiz beitragen. Jemand mit einem Penis kann die Glätte der Nylons als ganz außerordentliche Erfahrung erleben.

Obwohl Nylon- und Strumpffetische oft mit anderen Vorlieben Hand in Hand gehen (Rollenspiele, Bondage oder andere Machtstrukturen), ist die Kombination Fuß- und Nylonfetisch bei derselben Person ausgesprochen selten.

Wäschefetisch

Der Name verrät schon, worum es bei diesem Fetisch geht – allerdings vielleicht in einer Form, die überrascht. Denn bei diesem Fetisch geht es weniger um das Kleidungsstück als die daran haftenden Gerüche und damit verbundenen Tätigkeiten. Von Herren, die die Wäscheschublade ihrer Liebsten heimlich durchforsten und sich an den zarten Höschen erfreuen bis hin zu Menschen, die teils mehrere Tage getragene Slips kaufen. Wer aber glaubt, dass dies ein Fetisch ist, den vorrangig Männer ausleben, der irrt. Auch viele Frauen finden den Gedanken, dass andere Männer durch ihre getragene Wäsche sexuell erregt werden, selbst antörnend.

Entweder könnt ihr diesen Fetisch gemeinsam als Paar ausleben, oder auch allein steht dem nichts im Wege. Wenn du getragene Wäsche suchst, gib einfach „Duftwäsche“ als Suchbegriff auf Verkaufsplattformen ein. Unter diesem Namen kannst du aber auch selbst verkaufen.

Während viele Anhänger:innen dieses Fetischs gerade durch die emotionale Verbindung zur Trägerin angeheizt werden, gibt es auch Fetischisten, die die Anonymität schätzen und lieber ihre eigene Fantasie zum Einsatz bringen, wenn sie sich vorstellen, was alles mit diesem Höschen passiert ist.

Übrigens: Einer der am weitesten verbreitenden Mythen in diesem Bereich ist, dass es in Japan benutzte Höschen in Automaten zu kaufen gäbe. Das ist jedoch eine urbane Legende, nichts weiter.

Gummi- oder Latexfetisch

Bei diesem Fetisch wollen die Anhänger vor allem eines – Gummi oder Latex spüren. Vorrangig tatsächlich auf der eigenen Haut. Wichtig ist, bei diesem Fetisch geht es viel weniger um Erotik und Sexualität. Viel eher geht es vielen Fetischst:innen darum, Geborgenheit und Ruhe zu empfinden. Es ist nicht selten, dass Menschen mit diesem Fetisch sich beispielsweise von Kopf bis Fuß in Gummianzüge kleiden und dies ihnen Entspannung bringt – ähnlich wie beim Bondage.

Gummi- und Latexfetischusmus zählen zu den Material-Fetischen. Eine Besonderheit ist auch, dass Gummi und Latex im Gegensatz zu vielen anderen Materialien sehr leicht zu reinigen ist. Deswegen ist es keine Seltenheit, dass Menschen mit einem Gummi-Fetisch auch auf Urinspiele stehen. Doch auch Gummi und Latex in trockenem Zustand kann diese Menschen erregen. Dabei ist auch hier individuell unterschiedlich, ob ein Gummislip oder eben ein kompletter Ganzkörperanzug das ist, was den eigenen Motor auf Touren bringt. Im Gegensatz zum Schuhfetisch beispielsweise ist dieser Fetisch jedoch zumeist auf die eigene Person und das eigene Erleben fokussiert. Sprich, jemand mit einem Gummifetisch wird eher selten davon sexuell angesprochen, dass der/die Partner:in Gummi trägt. Es kann aber vorkommen.

Gummi-Fetischisten tragen oft Regenkleidung, das hat auch historische Gründe, denn bereits in den 1940er Jahren gab es im Magazin „Bizarre“ in den USA einen ersten Einblick in diese Welt.

Brillenfetisch

Dir wird ganz anders, wenn dein:e Liebste:r seine/ihre Brille aufsetzt? Dein Motor tourt sofort hoch, wenn dir gegenüber jemand am Brillenbügel knabbert? Dann hast du vielleicht einen Brillenfetisch. Bei diesem ist es nicht der/ die Fetischist:in selbst, der/ die die Brille tragen will, sondern der/die Partner:in. Oft wird mit dieser Präferenz auch das Rollenspiel verbunden. Der strenge Lehrer, die robuste Ärztin – Brillen verbinden wir oft mit Autorität und Weisheit. Wenn du dir nicht sicher bist, ob dies wirklich „dein Ding“ ist, stell dir einfach dein Objekt der Begierde mit und ohne Brille vor. Wird er/sie für dich ohne Brille vollkommen uninteressant, könnten Brillen leicht dein Fetischobjekt sein.

Fellfetisch

Heutzutage liest man immer häufiger von „Furies“ – gemeint sind Menschen, die einen Fellfetisch haben und diesen mit detailliert ausgearbeiteten Fellanzügen auch ausleben.

Obwohl es beim Fellfetisch viele verschiedene Ausprägungen gibt, ist den Anhänger:innen dieses Fetisch eins gemein: Sie alle lieben das Gefühl von Weichem auf der Haut. Ihre sensorische Wahrnehmung ist enorm ausgeprägt.

Egal, ob Fellhandschuh oder Fursuit, dieser Fetisch hat viele Facetten – und oft schotten sich seine Anhänger bewusst von der Außenwelt ab, da es schwierig sein kann, eine:n Partner:in zu finden, mit dem/der sie diesen ausleben können.

Uniformenfetisch

Ein weiterer Fetisch, der eng mit Rollenspiel und Machtausübung verbunden ist. Obwohl viele Frauen gibt, die sich zu Männern (und Frauen) in Uniformen hingezogen fühlen, ist das nicht der eigentliche Uniformenfetisch. Bei diesem geht es vielmehr um das damit verbundene Rollenspiel und oft auch Machtgefüge. Menschen mit diesem Fetisch haben oft eine Präferenz für eine bestimmte Art der Uniformen und lieben es, ihre:n Partner:in darin zu sehen und Befehle zu erhalten. Diese Spielart kann sowohl aktiv (als Träger:in) als auch passiv (als Befehlsempfänger:in) ausgeübt werden. Dabei steht auch bei diesem Fetisch sexuelle Erregung nicht zwangsläufig im Mittelpunkt. Viel eher geht es den Spielpartnern um Vertrauen und Vertrautheit, das sich dem anderen Hingeben und Verantwortung zu übergeben oder zu übernehmen. Wie bei allen Spielarten, bei denen Rollenspiele Teil sind, ist es wichtig, „in der Rolle“ zu bleiben – und im Vorfeld Grenzen zu besprechen.

Windelfetisch

Bei diesem Fetisch geht es darum, auch ohne medizinische Notwendigkeit Windeln zu tragen oder tragen zu lassen. Er ist einer der Kleidungsfetische und oft eng verbunden mit dem „adultes Babysyndrom“, sprich, wenn ein:e Erwachsene:r sich gern wie ein Baby benimmt. Aber auch ohne diese Rollenspielkomponente gibt es erwachsene Menschen, die gern Windeln tragen.

Wer gern Windeln trägt, liebt es oft, kindliche Züge der eigenen Persönlichkeit auszuleben. Aber auch sexuelle Aspekte sind keine Seltenheit. Das Urinieren und die Darmentleerung in die Windel können als erregend empfunden werden und auch Masturbation in die Windel kommen vor. Wieder andere Anhänger:innen dieses Fetischs mögen den Geruch und das Gefühl der Windeln.

Auch wenn sich jemand als „Little“ (Alter Ego wesentlich jüngeren, meist Baby- oder Kleinkindalters) bezeichnet und fühlt, hat das absolut nichts mit Pädophilie zu tun! Solltest du also diese Neigung in dir entdecken, mach dir keine Sorgen!

Ein Windelfetisch kann gut allein ausgelebt werden, da es heute nicht nur Fetisch-Windeln, sondern auch ganz regulär Windeln für Erwachsene mit Inkontinenz gibt.

Hilfsmittel für erotische Fetische

Du siehst, Fetische können sich von Materialien über Verhaltensweisen bis hin zu Kleidungsstücken erstrecken. Bei vielen Fetischen können aber auch Hilfsmittel ins Spiel einbezogen werden. Dabei können diese euer Spiel noch kreativer und erfüllender machen.

Hilfsmittel für erotische Fetische

Sexspielzeug

Sexspielzeug an sich hat wenig mit Fetisch zu tun – es sei denn, es geht um Bondage und SM. Für beide Spielarten gibt es eine Vielzahl an Accessoires, allen voran natürlich Seile und Schnüre. Dabei ist entscheidend, was dir/ euch gefällt. Wer glatte Seidenschnüre mag, der wird an derbem Hanfseil nur wenig Freude haben. Wer komplizierte und elaborierte Schnürmuster bevorzugt, der kann mit Handschellen wenig anfangen.

Ganz nachdem, worauf ihr beim Spiel Lust habt, gibt es entsprechende Hilfsmittel. Gerade im SM-Bereich sind eurer Kreativität dabei keine Grenzen gesetzt. Allein, euer Erfahrungsgrad sollte euch hier und da Einhalt gebieten. Denn so verführerisch eine Spreizstange oder ein Hogtie auch aussehen mag, diese anzulegen und beim Liebesspiel auch gefahrlos zu nutzen, erfordert ein wenig Erfahrung.

Gerade bei Bondage und SM ist es wichtig, dass ihr nie Hals über Kopf ins Spiel springt. Macht euch mit neuen Spielzeugen vertraut, legt es gemeinsam noch vor dem Liebesspiel einmal zur Probe an, damit es dann, wenn es heiß her gehen soll, auch funktioniert und ihr nicht mit Anleitungen und Beschreibungen hantieren müsst. Gerade bei Möbeln und allem rund um das Thema Fixierung können bei der ersten Benutzung Fragen aufkommen.

Gemeinsam neues Spielzeug auszusuchen, kann ebenfalls unheimlich aufregend sein. Stellt euch zusammen vor, wie ihr das neue Spielzeug einsetzen könnt und lasst eurer Fantasie freien Lauf.

Wäsche

Ob Latex, Gummi, Fell oder Spitze – besondere Wäsche gehört für viele Paare einfach zum Liebesspiel dazu. Welche Art genau hängt von eurer Vorliebe ab. Doch in einem könnt ihr euch sicher sein: es gibt definitiv auch für eure Vorliebe die passende Wäsche. Dabei muss es sich nicht einmal zwingend um Unterwäsche handeln. Gerade bei Rollenspielen und Uniformen ist die Unterwäsche (oft) Nebensache. Viel wichtiger ist, dass Wäsche und Kleidung aktiv in das Spiel einbezogen wird und vielleicht den Fetisch erst Wirklichkeit werden lässt. Denn wer einen Uniformfetisch hat, wird diesen ohne Uniform selbst schwer ausleben können. Ähnlich verhält es sich mit allen materialgebundenen Fetischen.

Ob du konkrete Vorstellungen hast, was in Sachen Wäsche du suchst oder ob du dich inspirieren lassen willst: Schau dich in Ruhe um und finde, was dir Spaß bringt.

Wenn du einen Fetisch hast, bei dem du deine:n Partner:in gern in bestimmter Wäsche sehen würdest – und bisher noch nicht mit ihm/ihr darüber geredet hast, kann das gemeinsame Stöbern im Netz ein guter Einstieg in das Thema sein.

Experimente und Rollenspiele

Spielzeuge sind für viele Paare essenzieller Bestandteil des Liebesspiels, aber bei Rollenspielen kommt ihnen noch einmal eine viel bedeutendere Rolle zu. Denn nur mit den richtigen Accessoires und der entsprechenden Ausstattung könnt ihr euch wirklich euren Fantasien hingeben und ganz in eurer Rolle aufgehen. Wollt ihr beispielsweise eine Klassenzimmer-Szene nachstellen, wollt ihr sicher nicht nur eine sexy Schulmädchenuniform, sondern auch einen Tisch und Stuhl entsprechend positionieren. Beim Rollenspiel geht es auch immer darum, auszuprobieren, was Spaß macht und funktioniert.

Deswegen ist auch die Bereitschaft zu experimentieren so wichtig. Denn wenn du vielleicht noch im Stadium „nur in meinem Kopf“ bist, kann dein Schatz schwer an deiner Lust teilhaben. Sprecht darüber, was ihr gern ausprobieren wollen würdet und auch, was No-Gos für euch sind. Und nein, Grenzen aufzustellen, hat nichts mit Zurückweisung zu tun, sondern ist bei einer ausgewogenen Sexualität auf Augenhöhe etwas ganz Natürliches.

Wenn der Fetisch zum Problem wird

Obwohl Fetische per se nichts sind, wofür du dich schämen musst oder solltest, können sie ab einem bestimmten Punkt zum Problem werden. Entweder, weil es dir schwer fällt, ihn in deine Beziehung zu integrieren oder weil er dein Leben auf andere Weise beeinflusst. In solchen Fällen ist es ratsam, eine:n Sexualpsychologen/in aufzusuchen. Denn wenn dein Fetisch deine Sexualität komplett beherrscht, kann aus Lust schnell ungewolltes Leid werden.

Wenn der Fetisch zum Problem wird

Kink

Gerade im angelsächsischen Sprachraum werden „Kink“ und „Fetish“ oft synonym verwendet. Dabei gibt es einen grundlegenden Unterschied. Während ein „Kink“ eine sexuelle Präferenz darstellt, die als eine Farbe auf der Palette der individuellen Sexualität einen Platz hat, ist der Fetisch etwas, bei dem Menschen ohne das Einbeziehen des Fetischobjekts vielleicht sogar nicht zum Höhepunkt gelangen können. Als Kinks bezeichnen wir hingegen alles, was vom „Blümchensex“ abweicht. Sprich Gruppensex, Doppelpenetration mit Umschnalldildos oder auch Sex im Freien. Jeder Fetisch ist ein Kink, aber nicht jeder Kink ist ein Fetisch.

Voyeurismus

Der Voyeurismus ist eine der am weitesten verbreiteten Paraphilien und gleichzeitig auch eine derjenigen, die leicht zu Konflikten mit dem Gesetz führen kann. Denn bei Voyeurismus geht es explizit darum, andere Menschen ohne ihr Wissen zu beobachten. Bei diesem Fetisch geht es nicht darum, dass der/ die Fetischist:in selbst sexuell aktiv werden will, sondern das Beobachten allein macht den Reiz aus. Allerdings ist genau dieser Teil illegal, wenn es ohne das Wissen des/ der Beobachteten geschieht.

Neben der legalen Problematik kann ein übermäßig ausgeprägter Voyeurismus-Fetisch auch zu Leidensdruck beim Voyeur selbst führen. Wer Stunden um Stunden damit verbringt, jemand anderen auszukundschaften, dem bleibt weniger Zeit für Arbeit, Freundeskreis und das Leben generell.

Wesentlich mehr Männer als Frauen haben diesen Fetisch, wobei auch Frauen gelegentlich gern beobachten. Leichte Formen dieses Fetisch sind heute gesellschaftlich akzeptiert, ein ganzer Zweig innerhalb der Pornoindustrie baut darauf auf und auch in Swingerclubs kann man diese Lust oft ausleben.

Unterwerfungsfantasien

Unterwerfungsfantasien, könnte man meinen, sind im Fetischbereich vollkommen okay. Wir haben ja selbst weiter oben ausführlich über Bondage und SM geschrieben. Der große Unterschied zu diesen Spielarten und problematischen Fantasien ist, bei Bondage und SM ist immer alles einvernehmlich, während bei Fantasien, rund ums Thema Unterwerfung Zwang als Element eine Rolle spielt. Nicht nur kommen hier sofort strafrechtliche Fragen auf, auch moralisch müssen wir hier einfach eine Grenze ziehen: Alles ist erlaubt beim Sex und in der Lust – solange ALLE Beteiligten es auch wirklich wollen. Zwang und Drohungen haben absolut keinen Platz in der Sexualität.

Wenn du Fantasien hast, die dir Sorgen machen oder mit denen du dich unwohl fühlst, solltest du eine:n Spezialisten/in in deiner Nähe konsultieren. Sexualtherapeuten bieten Hilfe bei genau solchen Fragen.

FinDom/FinSub

Schon der Name verrät, dass es sich bei dieser Spielart um eine Art des BDSM handelt. Hier allerdings kommt die finanzielle Komponente hinzu. FinDom ist der dominante Part und in der absolut erdrückenden Mehrzahl der Fälle weiblich. Sie werden auch als Geldherrin, Geldlady oder Moneydomme bezeichnet. Ihr „Partner“ ist zumeist männlich und wird als Geldsklave, Zahldepp oder Zahlschwein genannt. Der FinSub zahlt (zumeist regelmäßig) an seine FinDom. Eine Gegenleistung erwartet er dafür nicht, der Lustgewinn entsteht durch die Zahlung. Oft legt die FinDom fest, wie hoch der zu zahlende Betrag ist.

Im Gegensatz zu klassischen Dominas, bei denen es stets um eine Geschäftsbeziehung auf Augenhöhe geht, sind Geldherrinnen oft extrem skrupellos und erwarten von ihren Geldsklaven, dass sich diese bis aufs Existenzminimum einschränken, denn nur so seien sie der Aufmerksamkeit ihrer Herrin würdig.

Einige FinDoms erwarten auch Bilder und Informationen von ihren Subs, mit denen diese erpressbar werden. Dies ist theoretisch Teil des Spiels, wirft aber unzählige Fragen und Probleme auf.

Das Problem ist hier offensichtlich, denn Lust sollte nie zulasten der eigenen (finanziellen) Existenz gehen.

Fetischismus als psychische Störung

Wir haben es in diesem Beitrag schon mehrfach erwähnt, dass Fetische an sich nichts sind, wofür du dich schämen müsstest. Es kann aber einen Punkt geben, an dem dein Fetisch komplett deine Sexualität bestimmt, an dem du einfach nicht mehr in der Lage bist, sexuell erregt zu werden oder zum Höhepunkt zu gelangen, wenn dein Fetisch nicht befriedigt wird. Zum Problem kann auch werden, wenn du beim Ausleben deines Fetisch andere Menschen seelisch oder körperlich verletzt. Fügst du dir selbst oder anderen Schaden zu, um deinen Fetisch zu befriedigen, wandelt sich der Fetisch zu einer psychischen Störung. An diesem Punkt ist fachkundige Hilfe dringend erforderlich.

Fazit zum Thema Fetisch

Fetische sind eine Besonderheit im Liebesspiel und mit dem/der richtigen Partner:in ausgelebt, eine Bereicherung für euer Sexleben. Solange ihr euch im Bereich des Einvernehmlichen bewegt und immer alles so geschieht, dass ihr beide es wollt, sind Fetische euer ganz privates Salz in eurer „Sexsuppe“. Wie und was genau ihr macht, solltet ihr immer im Vorfeld besprechen, damit böse Überraschungen und unangenehme Berührtheit gar nicht erst passieren. Denn bei allem Verständnis: nicht jede:r hat Interesse daran, einen Fetisch auszuleben und wenn dein:e Partner:in zu etwas keine Lust hat, ist das vollkommen okay. Andererseits solltest du deinem/ Partner:in auch nie mit Ablehnung begegnen, wenn er/sie dir von einem Fetisch gesteht. Sprecht darüber und vielleicht kannst du dich ja vorsichtig darauf einlassen und gemeinsam mit deinem Schatz eine neue Welt der Lust für dich entdecken.