Gleitgel – das Schmieröl des Liebesspiels

Gleitgel – das Schmieröl des Liebesspiels
Ein gut geschmierter Motor läuft rund – und das ist auch beim Sex nicht anders. Der beste Partner der Welt und das tollste Spielzeug bringen keinen Spaß, wenn es reibt, zieht oder gar wehtut. Gleitgel ist das Schmieröl des Liebesspiels. Was erst einmal wenig sexy klingt, ist aber nicht nur da, um Sex „weniger schmerzhaft“ zu machen, sondern es gibt sogar Praktiken, die dadurch erst möglich werden. Doch dazu später mehr.

Die Geschichte des Gleitgels

Tatsächlich reicht die Geschichte des Gleitgels, oder zumindest der zusätzlichen Lubrikation beim Sex weit zurück in der Geschichte. Ganz bis ins alte Griechenland, um die 350 v.Chr.
Sie waren die ersten, die zum Olivenöl griffen, um es besser gleiten zu lassen. Ihnen gleich taten es die Römer, Aristoteles – ja, der Philosoph – war sich sogar sicher, dass, wenn es gut flutscht, dann wird auch niemand schwanger.

Auch in Asien wurden Öle „zweckentfremdet“, in Japan beispielsweise nutzen viele Männer zwischen dem 17. Und 19. Jahrhundert Nelkenöl für Analsex, da dieses nicht nur schmerzlindert wirkte, sondern auch eine muskelentspannende Wirkung hat. Doch ihre Kreativität ging noch weiter: Tororo-Jiru war der Name eines schmierenden Masse, gemacht aus gestampften Yams. Diese wurde entweder während des Sex oder beim Masturbieren verwendet.

Doch die älteste Erwähnung von Gleitmittel findet sich um 600 v.Chr. In Japan, Korea und China wurde eine dickflüssige Substanz aus Rotalge gewonnen. Bis heute findet sich Carageenan in einigen Gleitmitteln.

Im 19. Jahrhundert dann entwickelte sich Gleitgel langsam zu dem, was wir heute kennen, nutzen und lieben. Im Jahr 1872 ließ der amerikanische Chemiker Robert Chesebrough ein Petroleumgelee patentieren – unter dem Namen Vaseline. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts dann wurde Vaseline mehr und mehr als Gleitmittel eingesetzt, bis 1899 durch Frederic Kipping Spezialpolymere entdeckt wurden. 1904 dann kam endlich das erste kommerziell hergestellte ECHTE Gleitgel auf den Markt – KY Jelly. Bis heute ist es in vielen Nachttischschubladen zu finden. Doch seitdem hat sich viel getan und die Auswahl an Gleitgel ist vielfältig. Doch warum genau solltest du zur zusätzlichen Feuchte greifen?

Warum ist Gleitgel wichtig?

Gleitgel ist zwar nicht bei allen Praktiken ein Muss, aber ein nützliches Plus allemal. Gleich auf drei Arten macht das Accessoire dein Sexleben anders.

Gleitgel hilft, Verletzungen vorzubeugen

Selbst wenn ihr nicht auf Hardcore steht, selbst beim vaginalen Sex in der Missionarstellung kann es zu Verletzungen kommen. Das Innere der Vagina ist empfindlich. Klar, sonst würde Frau ja auch nicht viel spüren. Doch die Schleimhäute an der Innenseite sind deswegen auch leichter anfällig für Verletzungen, gerade, wenn Sie vielleicht schon in Stimmung, aber ihr Körper noch nicht voll auf Touren ist. Hier müssen wir einfach betonen, dass das vollkommen in Ordnung ist! Der Körper ist keine Maschine und manchmal reicht schon ein lustvoller Blick des Partners, um das Höschen der Partnerin tropfen zu lassen, manchmal ist ein ausgiebiges Vorspiel das, was beiden Partnern Freude macht und manchmal ist sie in Gedanken einfach schneller und will nicht auf den eigenen Körper warten. Gleitgel kann besonders im letzten Fall ein echter Rettungsring sein. Denn ohne das nötige Maß an Feuchtigkeit tut Sex nicht nur weh, sondern kann auch zu Verletzungen bei der Partnerin führen. Doch nicht nur vor, sondern auch während des Liebesspiels kann „Nachschmieren“ nötig sein – und hat nichts damit zu tun, dass mit dem Körper der Frau etwas nicht stimmen würde oder, dass sie keinen Spaß hätte.

Wenn du zur Verhütung Kondome benutzt, ist Gleitgel gleich noch viel wichtiger. Denn obwohl Kondome heutzutage ausgesprochen reißfest sind, macht Gleitgel ihre Benutzung noch sicherer. Wenn alles gut gleitet, ist auch die Gefahr eines gerissenen Kondoms gleich um ein Vielfaches geringer.

Mit einem Mythos muss hier aber noch aufgeräumt werden: Gleitgel hilft generell nicht beim Kinderwunsch (von speziellen, direkt dafür entwickelten Produkten abgesehen). Obwohl es als Substitut für den Zervixschleim dient, ist der pH-Wert von Gleitgel auf die nicht-fruchtbaren Tage eingestellt und oft mit Konservierungsstoffen versetzt. Damit ist Gleitgel nicht nur nicht ausgesprochen hilfreich, sondern kann für Spermien sogar ausgesprochen hinderlich oder tödlich sein. Dies bedeutet aber auf keinen Fall, dass Gleitmittel als Verhütungsmethode funktioniert!

Weniger Reibung – mehr Spaß

Wer glaubt, Gleitgel ist also nur etwas, das Verletzungen und Unfällen vorbeugt, der täuscht sich. Studien haben bewiesen, dass ein Großteil der Frauen, die im Rahmen der Untersuchung begannen, Gleitgel zu benutzen, damit mehr Lust empfanden. Sowohl beim Sex mit einem Partner als auch allein. Herkömmliches Gleitgel kann also schon einen Unterschied machen – doch es gibt auch solche, die ein Hitze- oder Kältegefühl in die südliche Region bringen. Bei wärmenden Gels fühlst du ein aufregendes Prickeln, was eurem Liebesspiel noch einmal eine besondere Schärfe gibt. Der Kälteeffekt hingegen kann seinen Höhepunkt hinauszögern, sodass ihr länger Spaß miteinander haben könnt. Es gibt sogar Gleitgele, die sowohl wärmen als auch kühlen und obendrauf auch noch prickeln. Aufregung pur für eure Liebeszone!

Doch zurück zur Gleichung weniger Reibung bedeutet mehr Spaß. Gerade die Klitoris ist unendlich dankbar, wenn sie mit ein wenig Gleitgel verwöhnt wird. Und hier kannst du direkt kreativ werden. Verwöhne dich selbst (oder lass dich von deinem Partner verwöhnen) mit einer angenehmen Massage untenrum. Denn Gleitgel einfach aus der Tube drücken und los ist bei einem Quickie sicherlich genau das Richtige, aber wenn du beispielsweise allein mit dir und deiner Lust bist, willst du sicherlich etwas anderes. Gerade, weil mit Gleitgel sofort alles reibungslos läuft, ist es bei der Masturbation für Frauen eine Offenbarung. Aber auch Männer, die selbst Hand anlegen, sollten lieber ein paar Tropfen Gleitgel in die Handfläche träufeln, statt Bodylotion oder andere Körperpflegeprodukte zu verwenden. Bodylotions und Handcremes sind darauf ausgelegt, schnell einzuziehen. Wer es als Mann beim Solo-Liebesspeil gern langsam angehen lässt, hat sicher keine Lust, ständig „nachzuschmieren“. Warum auch die Öle aus der Küche eher nicht zu empfehlen sind, erklären wir weiter unten.

Geht guter Sex ohne Gleitgel?

Ohne Gleitgel geht´s nicht

Gleitgel bringt Spaß – direkt und auch indirekt. Direkt, weil Sex damit mehr Spaß macht. Indirekt hingegen, weil einige Spielarten damit erst möglich werden.

Allen voran ist da alles, was „von hinten“ geschieht. Bei Analspielen ist Gleitgel ein absolutes Muss und selbst im Sturm der Lust sollte nie ohne entsprechende Schmiere das Hintertürchen gestürmt werden. Verletzungen sind da vorprogrammiert. Aber nicht nur beim Analsex zwischen zwei Partnern ist Gleitgel absolut unerlässlich.

Alles, was ihr gern an Spielzeug anal benutzen wollen würdet, gehört ebenfalls mit Gleitgel vorbereitet. Besonders dann, wenn ihr noch neu in diesem Bereich seid. Denn nichts zerstört die Neugier und frisch entdeckte Lustquelle wie brennende Schmerzen durch Reibung. Außerdem enthalten spezielle Analgleitgele auch oft betäubende Wirkstoffe, sodass ihr euch ganz der Leidenschaft hingeben könnt.

Hier findet Ihr eine große Auswahl guter Gleitgele.

In Sachen Gleitgel und Toys sind es aber nicht nur Analspielzeuge, die mit künstlichem Schmierstoff benutzt werden sollten. Weiter oben haben wir schon darübergeschrieben, dass gerade für Frauen Gleitgel enorm zur Luststeigerung – auch bei der Masturbation – beitragen kann. Wenn Sie allein Spaß haben will und dazu einen Vibrator hervorzaubert, ist Gleitgel ihr zweiter bester Freund. Klar, auch allein kann Vorspiel Spaß machen, aber wenn der liebevolle Partner gerade nicht da ist, die Lust aber trotzdem überhandnimmt, können ein akkubetriebener Liebhaber und Gleitgel Erleichterung schaffen.

Hier erfahrt Ihr alles über Liebeskugeln, Pflege und Training.

Doch nicht nur für Damen ist beim Sololiebesspiel mit Spielzeugen der Griff zur Tube ratsam. Wer als Mann schon einmal versucht haben sollte, einen Masturbatoren trocken zu benutzen, der weiß, warum zu (fast) jedem solchen Toy Gleitgel mit im Paket geliefert wird. Die genoppte, strukturierte Oberfläche wird erst mit dem künstlichen Schmierstoff zur tragbaren Lusthöhle. Ohne die nötige Feuchtigkeit sind viele Toys von weniger spaßig bis geradewegs unbenutzbar.

Welche Arten von Gleitgel gibt es?

Gleitgel ist hilfreich, schützt vor Verletzungen und bringt Spaß – und es gibt zahlreiche Varianten. Dabei kommt jede Version mit Vorteilen und weniger optimalen Einsatzmöglichkeiten daher. Für alle Arten aber gilt: Teste das Gel immer erst einmal auf deinem Unterarm. Noch vor dem eigentlichen Einsatz!

Silikonbasierte Gleitgele

Bei Gleitgelen, die auf Silikon basieren ist einer der Hauptbestandteile eben dies – und auch ihr größter Vorteil. Denn Silikon zieht nicht in die Haut ein. Das heißt, das Gleitgel bleibt lange auf der Haut und hält diese damit geschmeidig und gleitfähig. Ein weiteres großes Plus dieser Art von Gleitmitteln ist, dass sie besonders gut hautverträglich sind. Gerade Menschen, die zu Allergien neigen, sind mit einem silikonbasierten Gleitgel zumeist am besten beraten. Für sie spricht auch, dass in dieser Sorte keine Konservierungsstoffe zum Einsatz kommen.

Hier findet Ihr bestimmt das richtige Gleitgel.

Obwohl es bei Toys gelegentlich fraglich ist, ob diese mit silikonbasiertem Gleitgel benutzt werden können, scheint heute die Mehrheit der Spielzeuge kompatibel. Um sicherzugehen, solltest du aber das Gleitgel auf einer kleinen Stelle deines Toys auftragen und so testen, ob alles funktioniert. Bei Kondomen musst du dir jedoch keine Gedanken machen. Latexkondome sind mit silikonbasiertem Gleitgel kompatibel.

Die wasserbasierten Gleitgele

Wie schon der Name verrät, ist der Hauptbestandteil dieser Gleitgele Wasser. Damit verraten sie auch gleich einen ihrer größten Vorteile: keine Flecken, kein klebriges Gefühl, superleicht abwaschbar. Sie sind außerdem günstig. Kein Wunder also, dass sie im normalen Hausgebrauch weit verbreitet und die beliebteste Art sind.

Hier findet Ihr wasserbasierte Gleitgele.

Weil aber Wasser der Hauptbestandteil ist, verdunstet dieses Gleitgel auch relativ schnell, beziehungsweise zieht ein. Das heißt, wenn ihr langanhaltende Gleitfähigkeit wollt, müsst ihr gelegentlich neu auftragen.

Durch den hohen Anteil an Feuchtigkeit wird auch die oberste Hautschicht damit versorgt. Gerade bei vaginaler Trockenheit kann dies ein enormer Vorteil sein. Und obwohl Gleitgel per se kein Hautpflegemittel ist, hinterlässt wasserbasiertes Gleitgel laut vieler Benutzenden ein angenehmes Hautgefühl. Teilweise sorgen dafür Zusatzstoffe wie Aloe Vera oder Hyaloron. Allerdings werden diesen Gleitgels auch oft Konservierungsstoffe hinzugefügt, Ausnahmen findest du aber ebenfalls. Suche einfach nach „nude“ oder „sensitive“ im Namen.

Für Toys sind die wasserbasierten Gleitgele perfekt, da sie die Oberfläche der Spielzeuge garantiert nicht schädigen. Und auch in Kombination mit Latexkondomen kannst du ruhig zu wasserbasiertem Gleitgel greifen. Dieses schädigt das Kondom nicht.

Massageöle und Gels mit Geschmack

Eines gleich vorneweg: Obwohl sie oft als „Massageöle plus Gleitmittel“ bezeichnet werden, enthalten diese Gleitmittel zumeist keine Öle. Das wäre für die empfindliche Bakterienflora der Vagina einfach fatal. Sehr selten kommt speziell entwickeltes Öl zum Einsatz, dies ist dann jedoch ein Medizinprodukt und sicher in der Anwendung.

Stattdessen handelt es sich bei diesem Gleitgel um Gleitmittel mit besonderen Massageeigenschaften und sind zumeist trotzdem leicht abwaschbar. Diese Öle kommen oft auch mit Geschmack, wärmenden oder prickelnden Eigenschaften daher. Heute gibt es sogar Massageöle, die essbar sind und in verschiedenen Geschmacksrichtungen angeboten werden. Diese sind besonders bei Oralsex eine nette Abwechslung. Obwohl diese Öle ein sinnliches Vorspiel garantieren, sind bei weitem nicht alle auch als Gleitmittel geeignet. Bitte lies immer die Beschreibung des Herstellers diesbezüglich!

Welches Gleitmittel wofür?

Bei all der Auswahl stellt sich die Frage, welches Gleitgel du wofür benutzt.
Besonders, wer auf lange Analspiele steht, sollte unbedingt zu silikonbasiertem Gleitgel greifen – wegen oben genannten Eigenschaften. Lange Gleitfähigkeit und gute Hautverträglichkeit sind gerade bei der empfindlichen Haut im Rektalbereich enorm wichtig.

Ein großartiges Massageöl

Neben Sex kann Gleitgel auf Silikonbasis aber auch großartig als Massageöl zum Einsatz kommen. Gerade, weil es so lange auf der Haut bleibt und ein erneuter Griff zur Tube während der Massage eher unwahrscheinlich ist, ist dies ein absoluter Vorteil dieser Art. (Ein etwas artfremder Einsatz für silikonbasiertes Gleitgel ist außerdem, wenn du zu Blasen an den Füßen neigst. Einfach auf die kritischen Stellen auftragen und schon solltest du vor schmerzenden Abschürfungen geschützt sein.) Und auch, wenn ihr Spaß in der Badewanne, unter Dusche oder im abgelegenen Badesee haben wollt, sind die silikonbasierten Gleitgels eure Wahl.

Wasserbasierte Gleitgels sind perfekt für Oralverkehr

Falls du dich wunderst, warum du zusätzlich zum Speichel noch Gleitgel verwenden solltest, ist die Antwort einfach: Warum nicht? Je mehr es flutscht, umso mehr Spaß hat der „passive“ Part. Und heute gibt es bereits jede Menge wasserbasierte Gleitgels mit Geschmack, die auch die Sinne des „aktiven“ Parts ansprechen. Noch nie war Oralsex so lecker! Wie oben bereits erwähnt, kannst du in Sachen Toys mit Gleitgel auf Wasserbasis nichts verkehrt machen.

Und auch, wenn es mal schnell gehen soll und ihr nur Lust auf einen Quickie habt, ist wasserbasiertes Gleitgel die Wahl der Stunde. Denn wer will sich schon nach einem kurzen heißen Liebesabenteuer mit dem lästigen Abwaschen von Gleitgel rumplagen. Mit wasserbasiertem Gel habt ihr Spaß und vermeidet lästige Flecken.

Wichtig: Massageöle oder ölbasierte Gleitmittel dürfen nie mit Kondomen benutzt werden. Öl kann den Latex beschädigen und so die Sicherheit der Verhütungsmethode! Bitte lies immer die Beschreibung des Herstellers diesbezüglich.

Warum du KEINE Hausmittel benutzen solltest

Kommen wir nun zu einer Frage, die immer wieder auftaucht: Können auch solche Mittel als Gleitmittel verwendet werden, die eigentlich nicht dafür gedacht sind?

Es gibt einige hochwertige Öle, die vor allem in der Hautpflege zum Einsatz kommen, die grundsätzlich auch im Vaginalbereich eingesetzt werden können. Dazu gehören Olivenöl, Kokosöl, Mandelöl und Kakaobutter. Allerdings – und wir werden nicht müde, dies zu betonen – greifen diese Öle den Latex von Kondomen an. Außerdem sind diese Öle ebenfalls nicht darauf ausgelegt, Gleitfähigkeit zu gewährleisten. Sie sind großartige Pflegeprodukte für die Vagina – und sollten auch in dieser Funktion bleiben.

Von allen anderen öligen Alternativen (Baby-Öl, reguläres Massageöl, Speiseöl) raten wir dringend ab! Die bakterielle Flora im Intimbereich ist extrem empfindlich, dort mit unpassendem pH-Wert einzudringen kann zu unangenehmen Konsequenzen führen. Gleiches gilt für Bodylotions und Shampoos. Egal, ob anal oder vaginal: für zusätzliche Gleitfähigkeit solltest du immer zu speziell dafür entwickelten Produkten greifen. Das macht dein Liebesspiel zu jedem Zeitpunkt zu einem sinnlichen und vor allem sicheren Erlebnis.