Lust und Sex im Alter

Lust und Sex im Alter

Gerade junge Menschen können sich oft nur schwer vorstellen, wie es um ihre Sexualität und ihre Lust im Alter stehen wird. Dabei ist es mit der Leidenschaft keineswegs vorbei, wenn die grauen Haare das Haupt bedecken. Ganz im Gegenteil. Ein aktives Sexleben im Alter hat viele positive Effekte auf Körper und Seele.

Das solltet Ihr über Lust und Sex im Alter wissen

Lust und Sex im Alter ausleben zu können, ist für viele Menschen nicht ganz leicht. Da ist einerseits die Scham verbunden mit dem eigenen alternden Körper. Andererseits verändert sich auch der Körper und damit, wie Lust empfunden werden kann. So kann es beispielsweise vorkommen, dass die einst heißgeliebte Lieblingsstellung einfach nicht mehr funktioniert oder das andere körperliche Eigenheiten beachtet werden müssen. Niemand sollte deswegen verzagen! Lust und Leidenschaft im Alter können ebenso erfüllend und befriedigend sein wie zur Sturm-und-Drang-Zeit, allerdings lohnt es sich, ein paar Dinge zu beachten und zu wissen.

Probleme beim Sex im Alter

Sex im Alter ist nicht ganz einfach. Es gibt viele Hürden, sei es körperliche, als auch mentale, zu überwinden. Hier erfahrt Ihr einige wichtige Probleme, Lust und Sex im Alter erschweren können.

Scheidentrockenheit

Zuerst die gute Nachricht: Einige Frauen haben im Alter tatsächlich mehr Lust. Denn so wie der Östrogenspiegel in und nach den Wechseljahren abfällt, steigt der Testosteronpegel bei einigen Frauen. Das führt zu mehr Lust. Dies ist nicht zwangsläufig so, doch Frauen, die dies an sich bemerken, sollten sich keine Sorgen machen.

Doch nun zu der weniger guten Nachricht. Mit dem Einsetzen der Wechseljahre erleben viele Frauen unangenehme bis schmerzhafte Scheidentrockenheit. Diese hängt ebenfalls mit der Östrogenproduktion zusammen. Die hormonelle Umstellung wirkt sich auf Haut, Haare und damit auch auf die Produktion von Scheidenflüssigkeit aus. Es ist ein weit verbreiteter Irrglauben, dass diese aber nur beim Sex eine Rolle spielt. Einige Frauen verspüren selbst Fahrradfahren als unangenehm, wenn es untenrum zu trocken ist. Haut verliert an Spannkraft und Elastizität, wenn sie älter wird. Das gilt natürlich auch für die Schleimhäute. Doch während du eher selten die Flexibilität der Schleimhäute in deiner Nase auf die Probe stellst, werden die Häute in der weiblichen Intimregion im Alltag laufend bewegt.

Verändertes Lustempfinden in Alter

Verändertes Lustempfinden in Alter

Sowohl Männer als auch Frauen erleben es, dass mit zunehmendem Alter sowohl die Lust am als auch auf Sex sinkt. Denn Lust kann sich ebenso verändern wie auch alle anderen Vorlieben im Leben. Wer im Jugendalter noch Pilze aus tiefster Seele verabscheute, isst manchmal im Alter nichts lieber als Pizza Fungi. Und so verhält es sich auch mit der eigenen Sexualität. Schon innerhalb einer Beziehung verändert sich die Lust. Frisch verliebt bekommen wir nicht genug vom anderen, doch im Laufe der Zeit haben Paare oft weniger häufig Sex. Dafür verändert sich die Qualität. Die Intimität, die Verbundenheit nimmt im besten Falle zu und macht wett, was an Häufigkeit nicht mehr da ist. Und so verhält es sich auch mit dem Sex im Alter. Du hast weniger Lust und auch deine Nervenenden nehmen Reize verändert wahr. (Grund hierfür sind altersbedingte Veränderungen im Hirn.)

Potenzprobleme im Alter

Während Frauen in und nach den Wechseljahren die Elastizität ihrer Liebesregion einbüßen, zeigt sich bei Männern das Alter gelegentlich in Problemen mit der Potenz. Das Erschreckende: Bereits im Alter zwischen 30 und 40 setzt bei Männern ein spürbarer Alterungsprozess ein, ab 50 etwa ist dann sogar bis zur Hälfte der Herren betroffen. Die Gründe sind vielfältig. Herz- und Gefäßerkrankungen stehen oft im Hintergrund, schon die Volkskrankheit Bluthochdruck kann zu Problemen mit der Manneskraft führen. Doch auch Diabetes oder Probleme mit der Leber oder der Schilddrüse können sich so bemerkbar machen. Dass aber trotzdem 70 % der Befragten zwischen 70 und 80 Jahren laut einer Studie von Professor Dr. Sommer noch angeben, Sex sei „die Würze des Lebens“, zeigt, dass dieser Abfall in sexueller Leistungsfähigkeit nicht einfach hingenommen wird.
Tipps für besseren Sex im Alter

Tipps für besseren Sex im Alter

Doch so dramatisch wie es auf den ersten Blick scheinen mag, ist die Situation in Sachen Sex im Alter keineswegs. Für (fast) alle Probleme gibt es heute Lösungen für besseren Sex im Alter.

Was Frau für besseren Sex im Alter tun kann

Viele Frauen greifen bei Scheidentrockenheit zu Hormonpräparaten, entweder als Tablette oder als lokal aufgetragene Creme. Diese müssen keineswegs nur beim Sex zum Einsatz kommen. Einige Frauen verspüren selbst Fahrradfahren als unangenehm, wenn es untenrum zu trocken ist. Die Lebensqualität kann dadurch nur steigen.

Besonders empfehlenswert ist außerdem der Einsatz von Gleitmitteln. Diese gibt es nicht nur in verschiedensten Ausführungen (silikonbasiert vs. wasserbasiert), sondern auch in verschiedenen Düften und sogar Geschmacksrichtungen. Außerdem sind sie oft auch als Massagegel einsetzbar, sodass der gegenseitigen Liebkosung in jeder Form keine Grenzen gesetzt sind.

Was Paare tun können, um den Sex im Alter zu verbessern

Das bekannte und bewährte Programm verursacht keine Lust mehr? Dann ist es höchste Zeit, nach neuen Alternativen zu suchen. Dazu gehört als aller erstes das Loslassen von allzu rigiden Vorstellungen, wie Leidenschaft erlebt werden kann.

Gerade bei Erektionsproblemen und Scheidentrockenheit glauben viele Menschen, ihrer Sexualität Lebewohl sagen zu müssen. Doch gerade im Alter können ganz andere Faktoren viel wichtiger werden. Die gemeinsam erlebte Nähe, Intimität, das aufeinander Achten erhalten viel mehr Raum und Relevanz, wenn es nicht mehr nur um orgasmische Höhenflüge geht.

Lust als wichtiger Faktor im Alter

Vielleicht kennst du auch die Szene in dem Film „Intouchables“, in dem eine Masseuse Philippe die Ohren massiert und dieser dies sichtlich genießt. (Philippe ist im Film vom Hals an abwärts gelähmt.) Die Szene beleuchtet einen Aspekt, der auch bei der Lust im Alter eine bedeutende Rolle spielen kann. Viel zu oft begrenzen wir Sexualität auf genau eine Region unseres Körpers. Dabei sind wir an so viel mehr Stellen empfindsam! Für viele ältere Paare ist es deswegen eine aufregende Entdeckungsreise, neue erogene Zonen zu entdecken. Dazu gehören allerdings zwei Dinge. Erstens: der Wille, die eigene Lust auch im Herbst des Lebens auszuleben. Zweitens: der Mut, die eigene Lust offen zu kommunizieren. Wenn ihr merkt, dass sich eure gemeinsam ausgelebte Lust verändert, könnt ihr das auch als Chance erleben, euch gegenseitig neu zu entdecken.

Was Mann tun kann

Für Männer ist die Frage der Potenz im Alter von hoher Relevanz, da diese als Gradmesser der Männlichkeit empfunden wird. Gibt es Probleme mit der Potenz, fühlt Mann sich schnell minderwertig. Doch es gibt zum Beispiel Pillen, die die Erektionsfähigkeit steigern. Diese müssen aber geplant und eine Zeit vor dem Beisammensein eingenommen werden.

Penispumpen und -Ringe sind spontan anwendbar. Mit der Pumpe wird mechanisch ein Unterdruck erzeugt, Blut wird in die Schwellkörper gesogen. Dank des Penisrings kann das dann nicht schnell wieder zurückfließen und so das Liebesspiel genossen werden.

Keinen Druck aufbauen

Doch wirklich wichtig ist, dass sich Männer im Kopf frei von Druck machen. Denn die Erektion ist nicht nur eine körperliche Reaktion, sondern findet – wie Sex allgemein – schon viel im Kopf statt. Wer sich selbst unter Druck setzt und schon vor dem Liebesspiel besorgt ist: „Was, wenn´s nicht klappt?“, der erhöht unweigerlich die Chancen auf genau das.

Viel wichtiger ist es, den gemeinsamen Spaß an Lust und Intimität nicht zu verlieren. Und tatsächlich gilt bei Potenzproblemen: „use it or lose it“. Obwohl der Penis und die Schwellkörper keine Muskeln sind, regelmäßiges „Training“ hilft, die Erektionsfähigkeit aufrecht zu erhalten.

Mut zum Stellungswechsel

Der Doggie Style war einst die Lieblingsposition, aber jetzt machen die Knie einfach nicht mehr mit? Das mag zwar dem Ego nicht guttun, sollte aber das Liebesspiel keineswegs beeinflussen. Gerade im Alter sollten wir einfach keine Zeit mehr damit verschwenden, unsere:n Partner:in mit akrobatischen Verrenkungen beeindrucken zu wollen. Vielmehr sollten wir auf uns und unseren Körper hören. Klar, ein gewisses Maß an Schmerz törnt den ein oder anderen an, aber sicher nicht die Art von Schmerz die unsere Gelenke uns bereiten. Trau dich deswegen ruhig, auch andere Stellungen zu probieren. Und vielleicht gar nicht beim eigentlichen Akt. Macht es zum Teil eures euch-neu-Entdeckens, findet gemeinsam heraus, was sich für euch gut (und schmerzlos) anfühlt. Denn was für die eine Hälfte genau richtig ist, mag für die andere von unbequem bis unsexy sein.

Eine große Hilfe können aber auch Kissen und spezielle Möbel für euch sein. Ein Kissen unter der Hüfte oder gar ein Sessel oder eine Liebesschaukel können euch ganz neue Möglichkeiten eröffnen. Wichtig ist, dass ihr offen miteinander seid.

Unser Fazit für besseren Sex im Alter

Sex ist toll! Egal, wie alt wir sind, wir wollen, was uns als junge Erwachsene erlebt haben, auch bis ins hohe Alter genießen. Das gilt für die Lieblingsschokolade ebenso wie für die Lust zu zweit (oder dritt, oder vielen). Doch im Alter gibt es einfach Dinge, die sich entweder nicht mehr gut anfühlen oder auf die du schlicht keine Lust mehr hast. Und das ist auch in Ordnung. Niemand verlangt von dir, dass, weil du mit 26 die Nächte zum Tag gemacht hast und deinen Nachbarn regelmäßig den Schlaf geraubt hast, du dies in betagterem Alter weiterhin tust.

Wichtig ist, dass ihr euch mehr Zeit nehmt für Sex. Bei Frauen kann es manchmal länger dauern, bis sie richtig in Stimmung kommen und bei Männern kann sich ein ausgedehntes und mit vielleicht etwas entschlossenerem Rangehen kombiniertes Vorspiel ebenso wohltuend auswirken. Klar, Quickies sind toll, aber setzt euch nicht selbst unter Druck. Das verdirbt den Spaß am Sex, mit 20 ebenso wie mit 65.