Squirten: Zwischen Kontrolle, Ekstase – und einem großen Missverständnis

Squirten: Zwischen Kontrolle, Ekstase – und einem großen Missverständnis
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Kaum ein Thema in der weiblichen Sexualität sorgt für so viel Neugier, Unsicherheit und Halbwissen wie das Squirten. Ist es ein weiblicher Orgasmus? Ist es Urin? Kann jede Frau es erleben – und sollte sie es überhaupt wollen?

Während in der Popkultur und in Filmen für Erwachsene oft ein verzerrtes Bild gezeichnet wird, sieht die Realität deutlich vielfältiger aus. Wer versteht, was im Körper passiert, kann sich entspannter und neugieriger mit der eigenen Lust auseinandersetzen – ganz ohne Leistungsdruck. Dieser Artikel räumt mit Mythen auf, erklärt körperliche Vorgänge und gibt Einblicke in das, was zwischen Reiz und Reflex wirklich geschieht.

Was genau ist Squirten eigentlich?

Squirten – das klingt für viele nach etwas Geheimnisvollem, vielleicht sogar nach etwas, das „nur andere“ erleben. Gemeint ist damit das kraftvolle Ausstoßen einer klaren Flüssigkeit aus der Harnröhrenregion während starker sexueller Erregung oder im Moment des Orgasmus. Manche erleben es als intensiven körperlichen Reflex, andere gar nicht – und beides ist völlig in Ordnung.

Im Gegensatz zum natürlichen Feuchtwerden, das durch die Lubrikation der Scheide entsteht, handelt es sich beim Squirten um eine deutlich größere Menge Flüssigkeit, die meist spritzend austritt. Deshalb wird es auch „weibliche Ejakulation“ genannt – obwohl das eigentlich nicht ganz dasselbe ist.

Squirting vs. weibliche Ejakulation: Was ist der Unterschied?

Die Begriffe werden oft durcheinandergebracht – doch genau genommen gibt es Unterschiede. Als „weibliche Ejakulation“ bezeichnen Forscher die Absonderung einer milchig-weißen Flüssigkeit aus den sogenannten Skene-Drüsen, die sich nahe der Harnröhre befinden. Diese Flüssigkeit ist enzymreich und ähnelt in ihrer Zusammensetzung Prostatasekret.

Beim Squirting hingegen wird zusätzlich eine deutlich größere Menge an klarer Flüssigkeit ausgestoßen, die aus der Blase stammen kann – häufig in Kombination mit dem Sekret der Skene-Drüsen. Es handelt sich also um zwei verwandte, aber unterschiedliche Phänomene.

Hier erfährst du mehr über den weiblichen Orgasmus!

Wie viele Frauen squirten und warum manche es nie erleben

In Studien berichten zwischen 10 und 50 % der Frauen, schon einmal gesquirtet zu haben. Manche erleben es regelmäßig, andere nur einmal – oder gar nicht. Oft hängt es mit bestimmten Reizen, aber auch mit individueller Anatomie und Entspannung zusammen.

Wichtig: Es ist weder „besser“, wenn man squirten kann, noch „schlechter“, wenn nicht.

Was genau ist Squirten eigentlich?

Was passiert beim Squirten im Körper?

Auch wenn es sich spektakulär anfühlen (und aussehen) kann – hinter dem Squirting steckt ein ganz natürlicher Prozess, der sich anatomisch gut erklären lässt.

Skene-Drüsen und Blase – wer produziert die Flüssigkeit beim Squirten?

Die Flüssigkeit beim Squirten stammt teilweise aus den Skene-Drüsen. Das sind Drüsen nahe der Harnröhre, die bei sexueller Erregung aktiv werden. Gleichzeitig kann auch Flüssigkeit aus der Blase mitausgestoßen werden. Diese Kombination ist typisch für das, was viele als „Squirting“ beschreiben.

Ist das Squirting-Fluid einfach Urin? Was Forschung wirklich zeigt

Tatsächlich enthält die gesquirtete Flüssigkeit oft Bestandteile von Urin – wie z. B. Harnstoff oder Kreatinin. Eine Studie aus dem Journal of Sexual Medicine (Barcelos et al., 2014) bestätigt das. Dennoch ist Squirting keine Blasenentleerung im klassischen Sinne, sondern eine sexuelle Reaktion, bei der Muskelreflexe, Drüsensekrete und emotionale Entspannung zusammenspielen.

Squirten beim Orgasmus – oder auch völlig unabhängig davon?

Ob Squirten beim Orgasmus auftritt oder nicht, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Manche erleben es als Teil eines intensiven Höhepunkts, bei anderen passiert es bei gezielter Stimulation, ohne dass ein klassischer Orgasmus eintritt.

G-Punkt-Stimulation: Warum sie beim Squirten so eine große Rolle spielt

Der sogenannte G-Punkt – ein Bereich an der vorderen Vaginalwand – ist bei vielen Menschen der Schlüssel zum Squirten. Wird er intensiv stimuliert, kann das zu einer verstärkten Muskelkontraktion und Druck auf die Harnröhre führen – und letztlich zum Ausstoßen der Flüssigkeit.

Squirten ohne Höhepunkt – eine lustvolle Erfahrung ohne Orgasmusdruck

Nicht jede Frau, die squirten kann, erlebt dabei einen Orgasmus. Und nicht jeder Orgasmus führt zum Squirten. Beides kann sich gegenseitig begleiten – muss es aber nicht. Entscheidend ist, was sich im eigenen Körper gut anfühlt.

Erotisch, verwirrend, überbewertet? Wie Squirting erlebt wird

Squirten ist weit mehr als nur eine körperliche Reaktion – es kann ein zutiefst emotionales und oft unerwartetes Erlebnis sein. Für manche bedeutet es ein Gefühl von Loslassen, Kontrolle abgeben oder sogar Befreiung. Ein intensiver Moment, der körperliche Lust auf ungewohnte Weise sichtbar macht. Andere wiederum erleben es mit gemischten Gefühlen. Scham, Unsicherheit oder das Gefühl, „zu viel“ zu sein, sind keine Seltenheit. Gerade wenn Squirting zum ersten Mal passiert – vielleicht überraschend und ohne Erklärung – kann es Fragen aufwerfen. Was war das? Habe ich mich etwa eingenässt? Ist das normal? Solche Gedanken zeigen: Hier fehlt oft Wissen, Raum für Austausch – und vor allem Normalität im Umgang mit körperlicher Vielfalt. Squirting ist keine Show und kein Leistungsbeweis – sondern ein Teil sexueller Realität, den jede Person auf ihre Weise erleben darf. Oder eben auch nicht.

Squirting zwischen Wunschbild und Wirklichkeit

In der Vorstellung vieler Menschen ist Squirting ein spektakuläres Ereignis – mit viel Druck, viel Flüssigkeit und dramatischer Wirkung. Diese Erwartung wird häufig durch übertriebene Darstellungen geprägt, in denen das Ganze inszeniert wirkt: choreografiert, auf Effekt ausgerichtet, fast technisch. Doch so läuft es in der Realität nur selten ab. Bei vielen kommt es nicht zum „Spritzstrahl“, sondern zu einem eher fließenden Ausstoß – manchmal nur leicht spürbar, manchmal stärker. Einige merken es erst hinterher, andere fühlen es ganz bewusst. Wichtig ist: Es gibt kein Richtig oder Falsch. Es ist keine Frage der Menge, des „Spektakels“ oder der Lautstärke – sondern eine Frage des Erlebens, der eigenen Wahrnehmung und des individuellen Moments.

Lust oder Leistungsdruck – wie man entspannt mit Squirting umgeht

Gerade weil das Thema oft mit Erwartungen aufgeladen ist, kann es hilfreich sein, bewusst Druck herauszunehmen. Squirting muss nicht passieren, um „guten“ Sex zu haben – und wenn es passiert, muss es nicht perfekt sein. Wer offen darüber spricht, schafft eine Atmosphäre, in der Unsicherheiten ihren Platz haben dürfen. Das gilt nicht nur in Beziehungen, sondern auch im Umgang mit sich selbst. Es ist in Ordnung, neugierig zu sein. Es ist genauso in Ordnung, es nicht zu wollen. Die eigene Lust muss sich nicht an einem Reflex messen lassen. Entscheidend ist, was sich gut anfühlt – nicht, was spektakulär aussieht.

Vorbereitung & Tipps – wenn du weißt, dass Squirten passieren kann

Wenn du bereits Erfahrungen mit Squirting gemacht hast oder spürst, dass dein Körper dazu neigt, kann es sinnvoll sein, dich im Vorfeld ein wenig darauf einzustellen. Nicht, um die Lust zu kontrollieren, sondern um dich ganz darauf einlassen zu können – ohne Hintergedanken.

Raum schaffen, um loslassen zu können

Viele Menschen fühlen sich beim Sex dann am wohlsten, wenn sie keine Angst vor „Spuren“ oder Überraschungen haben müssen. Deshalb kann es helfen, das Bett mit einem waschbaren Laken, Handtüchern oder speziellen Einmalunterlagen auszustatten – so verschwindet die Sorge um die Matratze aus dem Kopf. Auch ein vorheriger Toilettengang kann für ein besseres Gefühl sorgen, gerade weil Squirting sich manchmal ähnlich wie Harndrang ankündigt. Solche kleinen Vorbereitungen sind kein Aufwand – aber sie schaffen mentale Freiheit, die sich direkt auf das körperliche Erleben auswirken kann.

Vertrauen ist oft der Schlüssel

Squirting geschieht selten in Momenten von Anspannung oder Unsicherheit. Viel wahrscheinlicher ist es, wenn sich jemand wirklich sicher fühlt – mit der anderen Person und mit sich selbst. Das bedeutet nicht, dass alles kontrollierbar wäre. Aber wer weiß, dass Neugier erlaubt ist, dass keine Scham folgen muss, wenn etwas passiert – der kann sich eher fallen lassen. Diese emotionale Offenheit ist nicht nur der schönste Rahmen für Squirting, sondern für jede Form von Intimität.

Squirten beim Orgasmus

Squirting ausprobieren – geht das überhaupt?

Kann man das Squirten eigentlich lernen? Und wenn ja, wie?

Die kurze Antwort lautet: Man kann Bedingungen schaffen, die Squirting wahrscheinlicher machen – aber niemand kann es erzwingen. Der Körper funktioniert nicht wie ein Knopf, den man drückt. Vielmehr geht es darum, sensibel zu erkunden, welche Berührungen, Positionen oder Reize sich gut anfühlen – und was sich daraus entwickelt.

Sich herantasten, ohne etwas erzwingen zu wollen

Wer Squirting erleben möchte, kann sich zum Beispiel mit der eigenen Anatomie vertraut machen – besonders mit der vorderen Vaginalwand, also dem Bereich, der oft als G-Zone bezeichnet wird. Durch achtsame Stimulation, eventuell mit einem speziell gebogenen Toy oder den Fingern, lässt sich manchmal ein Gefühl von Druck aufbauen, das ein Auslösen begünstigt. Auch eine volle Blase spielt bei vielen eine Rolle, da sie die Sensibilität verstärkt. Aber: Nichts davon garantiert ein Ergebnis. Und das muss es auch nicht. Denn das Ziel ist nicht das „Squirten an sich“, sondern ein neugieriger Zugang zum eigenen Körper – mit allem, was sich zeigt oder nicht zeigt. Wer sich darauf einlässt, erlebt in jedem Fall mehr als nur eine Technik. Es geht um Erfahrung. Und um Lust.

Nicht jede Frau kann squirten – und das ist vollkommen okay

So viel Neugier rund um das Thema auch besteht – es ist wichtig zu betonen: Squirten ist keine Pflicht und keine Messlatte. Nicht jeder Körper reagiert gleich, und auch wenn die anatomischen Voraussetzungen bei vielen vorhanden sind, heißt das nicht, dass es automatisch passiert – oder überhaupt passieren muss. Und das ist völlig in Ordnung.

Squirten ist keine Bewertung von Lust

Ein erfülltes Liebesleben hängt nicht davon ab, ob beim Sex Flüssigkeit austritt. Es geht nicht um äußere Effekte, sondern um innere Empfindung. Wer sich geliebt, gesehen und berührt fühlt – emotional wie körperlich – erlebt guten Sex. Ob mit oder ohne Squirting. Das eine ist nicht mehr wert als das andere.

Neugier als Einladung – nicht als Erwartung

Wer Lust hat, das eigene Erleben zu erweitern, darf das mit Neugier tun. Aber ohne Druck. Ohne den Gedanken: „Ich muss das können.“ Sondern mit Offenheit für das, was sich gut anfühlt – und mit dem Wissen, dass auch Zurückhaltung, Stille oder Unspektakuläres genauso viel Tiefe haben können. Squirting ist ein Aspekt sexueller Vielfalt. Kein Ziel. Kein Status. Nur eine Möglichkeit.

Fazit: Squirten darf sein – muss aber nicht

Squirten ist faszinierend, individuell – und deutlich normaler, als viele denken. Es ist eine von vielen möglichen Reaktionen auf sexuelle Lust – nicht mehr und nicht weniger. Entscheidend ist nicht, ob es passiert – sondern, dass jede*r für sich herausfindet, was sich gut anfühlt. Ohne Tabu. Ohne Druck. Und mit viel Offenheit für das, was der eigene Körper zeigen kann.

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